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In Nazaret verbrachte der Hl. Josef den größten Teil seines irdischen Daseins

1. Mai 2024 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Der Sohn Gottes hat die Bezeichnung als Zimmermann nicht verschmäht, und er hat sich den normalen Lebensumständen der Menschen nicht entziehen wollen - Gedanken von Johannes Paul II. über den Hl. Josef


Rom (kath.net)

1. »Herr, laß gedeihen das Werk unserer Hände« (Antwortpsalm).

1. Diese Worte, die wir im Antwortpsalm wiederholt haben, bringen den Sinn der heutigen Heiligjahrfeier gut zum Ausdruck. Aus der weit gespannten und vielgestaltigen Welt der Arbeit erhebt sich heute, am 1. Mai, ein gemeinsamer Ruf: Herr, segne und festige das Werk unserer Hände!

Unsere Mühen – im Haus, auf dem Feld, in der Fabrik, im Büro – könnten auf eine zermürbende Anstrengung hinauslaufen, die letztendlich sinnlos ist (vgl . Koh 1,3). Wir beten zum Herrn, daß sie eher die Erfüllung seines Plans seien, damit unsere Arbeit ihren ursprünglichen Sinn wiedererlangt.

Was ist der ursprüngliche Sinn der Arbeit? Wir haben es in der ersten Lesung aus dem Buch Genesis gehört. Den nach seinem Abbild und Gleichnis geschaffenen Menschen gibt Gott folgendes Gebot: »Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch« (Gen 1,28). Diese Worte klingen bei Paulus nach, der an die Christen von Thessalonich schreibt: » Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen«; und er fordert sie auf, »in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbstverdientes Brot zu essen« (2 Thess 3,10.12).

Im Plan Gottes erscheint die Arbeit also als Recht und Pflicht. Sie ist nötig, um die Güter dieser Erde dem Leben jedes Menschen und der Gesellschaft nutzbar zu machen, und trägt dazu bei, die menschliche Tätigkeit in der Erfüllung des göttlichen Gebots, »die Erde zu unterwerfen«, auf Gott hin auszurichten. In diesem Zusammenhang hören wir im Geiste eine weitere Aufforderung des Apostels: »Ob ihr also eßt oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes!« (1 Kor 10,31).

2. Das Jubiläumsjahr lenkt unsere Blicke auf das Geheimnis der Menschwerdung und lädt uns ein, mit besonderer Intensität über das verborgene Leben Jesu in Nazaret zu meditieren. Dort verbrachte er den größten Teil seines irdischen Daseins. Mit seinem stillen Fleiß in der Werkstatt Josefs lieferte Jesus den höchsten Beweis für die Würde der Arbeit. Das heutige Evangelium berichtet darüber, wie die Einwohner von Nazaret, seine Landsleute, ihn mit Erstaunen aufnahmen und sich fragten: »Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?« (Mt 13,54–55).


Der Sohn Gottes hat die Bezeichnung als Zimmermann nicht verschmäht, und er hat sich den normalen Lebensumständen der Menschen nicht entziehen wollen. »Die Sprache des Lebens Christi selbst [ist] eindeutig: Er gehört zur ›Welt der Arbeit‹, anerkennt und achtet die menschliche Arbeit. Man kann sogar sagen: Er schaut mit Liebe auf die Arbeit und ihre verschiedenen Formen, deren jede ihm ein besonderer Zug in der Ähnlichkeit des Menschen mit Gott, dem Schöpfer und Vater, ist« (Enzyklika Laborem exercens, 26).

Aus dem Evangelium ergibt sich die Lehre der Apostel und der Kirche; es geht daraus eine echte christliche Spiritualität der Arbeit hervor, die ihren bedeutendsten Ausdruck in der Konstitution Gaudium et spes des II. Vatikanischen Konzils gefunden hat (vgl. Nr. 33–39 und 63–72). Nach Jahrhunderten harter sozialer und ideologischer Auseinandersetzungen braucht die Welt unserer Tage, deren Elemente immer mehr voneinander abhängig sind, dieses »Evangelium der Arbeit«, damit die menschliche Tätigkeit eine wahrhafte Entwicklung der Einzelpersonen und der gesamten Menschheit fördern kann.

3. Liebe Brüder und Schwestern! Was hat das Jubiläumsjahr euch zu sagen, die ihr heute die ganze, zur Heilig-Jahr-Feier versammelte Welt der Arbeit vertretet? Was hat das Jubiläumsjahr der Gesellschaft zu sagen, die in der Arbeit nicht nur ihre tragende Struktur hat, sondern auch ein Versuchsfeld zur Verifizierung ihrer Entscheidungen in bezug auf Werte und Zivilisation?

Seit seinen Ursprüngen im Judentum betraf das Jubeljahr direkt auch den Bereich der Arbeit, da das Volk Gottes ein Volk freier Menschen war, das der Herr von seinem Sklavenzustand freigekauft hatte (vgl. Lev 25). Im Ostergeheimnis bringt Christus auch diese Einrichtung des alten Gesetzes zur Erfüllung, indem er ihr ihren vollen Sinn in spiritueller Hinsicht gibt und ihre soziale Wertigkeit in den großen Plan des Reiches einbringt, der – wie »Sauerteig« – die gesamte Gesellschaft auf der Linie des wahren Fortschritts voranbringt.

Das Heilige Jahr spornt daher zu einer Wiederentdeckung des Sinnes und Wertes der Arbeit an. Es lädt uns darüber hinaus auch ein zu einer Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten, die in der Arbeitswelt bestehen, damit die richtige Wertehierarchie wiederhergestellt werden kann: An erster Stelle steht dabei die Würde des berufstätigen Mannes und der berufstätigen Frau, ihre Freiheit, Verantwortung und Beteiligung. Das Jubiläumsjahr drängt uns aber auch zur Wiedergutmachung von Zuständen der Ungerechtigkeit, unter Wahrung der Kultur eines jeden Volkes und der verschiedenen Entwicklungsmodelle.

Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle meine Solidarität all jenen auszusprechen, die unter Arbeitslosigkeit, allzu geringem Lohn oder Mangel an materiellen Mitteln zu leiden haben. Im Geiste stehen vor mir all jene Völker, die zu einer ihre Würde verletzenden Armut genötigt sind; diese hindert die Menschen an einer Beteiligung an den Gütern der Erde und zwingt sie, sich von dem zu ernähren, was vom Tisch des Reichen herunterfällt (vgl. Incarnationis mysterium, 12). Sich für eine Sanierung dieser Zustände einzusetzen ist ein Werk der Gerechtigkeit und des Friedens.

Nie dürfen die neuen Gegebenheiten, die sich machtvoll in den Produktionsprozeß einschalten, wie zum Beispiel die Globalisierung der Finanzwelt, der Wirtschaft, des Handels und der Arbeit, die Würde und Vorrangstellung des Menschen oder die Freiheit und Demokratie der Völker verletzen. Solidarität, Beteiligung und die Möglichkeit, diese radikalen Veränderungen zu beherrschen, sind – wenn schon nicht die Lösung – so doch sicherlich die nötige ethische Gewähr, damit Personen und Völker nicht Werkzeuge, sondern Hauptverantwortliche ihrer Zukunft werden. All das kann Wirklichkeit werden, und, da es möglich ist, wird es auch zur Pflicht.

Über diese Themen denkt zur Zeit der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden nach; er verfolgt die Entwicklungen der wirtschaftlichen und sozialen Situation in der Welt aus der Nähe, um deren Auswirkungen auf den Menschen zu untersuchen. Ergebnis dieser Überlegungen wird ein Kompendium über die Soziallehre der Kirche sein, das sich zur Zeit in Arbeit befindet.

4. Liebe arbeitende Menschen! Die Gestalt des Josef von Nazaret, sein geistliches und sittliches Format, das je größer es war, umso bescheidener und in der Verborgenheit wirksamer war , beleuchten unser heutiges Treffen. In ihm erfüllt sich das Versprechen des Psalms: »Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht! Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; wohl dir, es wird dir gut ergehn […] So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt« (Ps 128,1–2.4). Der Beschützer des Erlösers lehrte Jesus das Handwerk des Zimmermanns, besonders aber lieferte er ihm ein ausgezeichnetes Vorbild dafür, was die Schrift »Gottesfurcht« nennt: Es ist das eigentliche Prinzip der Weisheit und besteht in der religiösen Ergebenheit Ihm gegenüber und in dem tiefinnerlichen Wunsch, immer seinen Willen zu erkennen und zu tun. Das, meine Lieben, ist der wahre Segensquell für jeden Menschen, für jede Familie und für jede Nation.

Dem hl. Josef, Arbeiter und Gerechten, und seiner heiligsten Braut Maria empfehle ich diese eure Heiligjahrfeier sowie euch alle und eure Familien.

»Herr, laß gedeihen das Werk unserer Hände.«

Segne, Herr der Jahrhunderte und Jahrtausende, die tägliche Arbeit, womit Mann und Frau das Brot für sich selbst und ihre Angehörigen verdienen. In deine väterlichen Hände legen wir auch die mit der Arbeit verbundenen Mühen und Opfer – in Einheit mit deinem Sohn Jesus Christus, der die menschliche Arbeit vom Joch der Sünde befreit und ihr ihre ursprüngliche Würde zurückgegeben hat.

Dir sei Lob und Preis heute und allezeit. Amen.

HEILIGJAHRFEIER DER ARBEITER

 

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II., 1. Mai 2000

 


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Lesermeinungen

 Karlmaria 1. Mai 2024 

Wer nicht arbeiten will soll auch nicht essen

Darüber habe ich mir ja viele Gedanken gemacht. Einerseits ist das Wort völlig klar und sollte nach meiner Meinung bei allen die Sozialhilfe beanspruchen berücksichtigt werden. Aber da wo es für mich nicht so klar ist oder erst mit der Zeit klarer geworden ist: Wie das mit den Frauen gemeint ist. Denn Gott sagt ja nur zum Mann im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. Es kann natürlich sein dass die Frau eine weniger anstrengende Berufsarbeit hat und das auch gerne machen will. Aber wenn die Frau eine schwer anstrengende Berufsarbeit hat und eigentlich lieber zu Hause bleiben will. Ich denke schon dass es da Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt auch wenn keine Kinder da sind. Bei der Berufswahl muss man ja sowieso darauf achten ob man das auch noch im Alter machen kann und will. Frauen sollten da ganz besonders daran denken. Im Einzelfall wird uns der Heilige Geist und Gewissenserforschung und Heilige Beichte alles lehren!


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