Deutscher evangelischer Ratsvorsitzender trifft Papst

9. April 2013 in Aktuelles


Theologe Windisch bremst unterdessen Hoffnungen zu Chancen baldiger ökumenischer Übereinstimmung


Vatikanstadt (kath.net/KAP/KNA)
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, wurde am Montag von Papst Franziskus empfangen. Bei dem halbstündigen Gespräch mit dem
katholischen Kirchenoberhaupt sei «eine Basis gelegt worden für Weiteres». Konkrete Fragen wie das gemeinsame Abendmahl seien nicht angesprochen worden. Schneider äußerte sich jedoch davon überzeugt, dass Franziskus "emotional ein großes Verständnis für die Nöte gemischtkonfessioneller Familien» habe. Weiteres Thema war nach Angaben des EKD-Ratsvorsitzenden das 500-Jahr-Gedenken an die Reformation 2017.

Skepsis im Blick auf eine baldige ökumenische Übereinstimmung äußerte unterdessen der emeritierte Freiburger Pastoraltheologe Hubert Windisch. Gegenüber dem Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea) sagte Windisch, die Zahl der Fehlentwicklungen in der evangelischen Kirche sei zu groß. Er erwähnte die volle Anerkennung der sogenannten "Homoehe" und das Pfarrdienstgesetz, das schwulen und lesbischen Pfarrern und Pfarrerinnen das Zusammenleben und Wirken in einem evangelischen Pfarrhaus ermöglicht. Laut Windisch sind "gravierende theologische und ethische Defekte" in der evangelischen Kirche festzustellen. Diese erlaubten in mancherlei Hinsicht keinen ökumenischen Konsens mehr. Da helfe auch die Forderung nach einem gemeinsamen Abendmahl nicht weiter, "außer man wollte tief sitzende Wunden kosmetisch behandeln".

Für das Gelingen des Reformationsjubiläums rät der Theologe, Martin Luther noch intensiver in den Blick zu nehmen. Er sei als Mönch, Priester und späterer Ehemann eine vielschichtige und weitgespannte Persönlichkeit gewesen. Windisch: "Bewundernswert ist nicht nur seine sprachliche Kraft, sondern vor allem auch seine Glaubenssehnsucht und Glaubensstärke." Nachdenklich stimmten dagegen "viele fahrlässige Äußerungen", besonders Luthers scharfe Kritik an den Juden.

Nach Windischs Meinung hat die evangelische Kirche im Laufe der Jahrhunderte aus Luther in gewisser Weise einen Mythos werden lassen: "Eine gesunde Entmythologisierung Martin Luthers täte einer neuen Einheit der Kirche sicher gut, die auf der Basis einer Reformation der evangelischen Kirche auch zu einer geläuterten Katholizität führen könnte."

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