Bistum Münster: Firmung mit Desinfektion und Mundschutz

10. Mai 2020 in Deutschland


Weihbischof Rolf Lohmann spendet Sakrament erstmals seit Beginn der Krise


Weeze (kath.net/pbm) Während die Glocken ab 16.20 Uhr mit festlichem Geläut den anstehenden Gottesdienst ankünden, füllt sich die St.-Cyriakus-Kirche in Weeze langsam. Statt mit Weihwasser werden die Hände am Eingang mit Desinfektionsmittel benetzt, das von einer Ordnerin versprüht wird. In den Bänken setzen sich Familien zusammen, ansonsten gilt auch hier ein Mindestabstand von 1,50 Meter. Viele Jugendliche sind gekommen – ihnen wird in dem Gottesdienst das Sakrament der Firmung gespendet. Es ist die erste Firmung unter den neuen Hygienevorschriften, die aufgrund der Corona-Pandemie erlassen werden mussten.

Ob die Feier überhaupt möglich sein würde, war noch bis weit in den April hinein ungewiss, sagt Pfarrer Klaus Martin Niesmann. Nun werde unter anderen Rahmenbedingungen gefeiert, als es bisher üblich war. 24 junge Frauen und Männer wollen das Sakrament empfangen. Sie sind in zwei Gruppen zu je zwölf Personen aufgeteilt, in Weeze werden an diesem Nachmittag zwei Firmgottesdienste nacheinander gehalten. So können die Jugendlichen mit ihren Familien feiern, ohne dass es zu voll wird in dem Gotteshaus.

Es ist 16.30 Uhr, als Weihbischof Rolf Lohmann durch den Mittelgang zum Altar zieht, vorbei an rot-weißem Flatterband. Damit ist jede zweite Bankreihe abgesperrt, um den Mindestabstand nach vorne und hinten zu gewährleisten. Die Orgel spielt, doch der Gesang wirkt eher verhalten. Auch Gebete und Fürbitten werden von der Gemeinde nur zaghaft beantwortet. Es ist eine seltsame Atmosphäre. Nicht bedrückend oder ängstlich, aber auch nicht so fast schon ausgelassen festlich, wie es auch in der Kirche manchmal zugeht, wenn sich viele Jugendliche treffen.

Weihbischof Lohmann wird später sagen, dass er die Stimmung in der Kirche als „gut und entspannt“ erlebt hat – und, trotz aller Schutzmaßnahmen, als angemessen. Dabei ist der Nachmittag auch für ihn eine ungewohnte Situation. Die Desinfektion der Hände während der Messe ist, seit wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden dürfen, zwar schon beinahe zur Routine geworden. Die Spendung des Sakraments mit angelegtem Mund- und Nasenschutz hingegen ist auch für den Weihbischof eine Premiere. Segensformel und Friedensgruß werden in der Krisenzeit gemeinsam gesprochen, während die Firmanden noch in den Bänken sitzen. So ist der Weihbischof dann der einzige, der spricht, während die Jugendlichen mit ihren Paten vor ihm stehen.

Oft ist Lohmann in den vergangenen Tagen angesprochen worden, ob Firmungen nun wie geplant gefeiert werden können und wann die ausgefallenen Termine der vergangenen Wochen nachgeholt werden können. Er bittet um Geduld: „Die Absprachen mit den Pfarreiern werden baldmöglichst erfolgen. Ich danke allen Beteiligten für das Verständnis und die Mithilfe, jetzt nicht einfach alles ausfallen zu lassen, sondern mit Augenmaß, Verstand, gutem Willen und allen Vorsichtsmaßnahmen die Firmungen wieder stattfinden zu lassen. Wenn die vorgegebenen Schutzmaßnahmen eingehalten werden, ist die Spendung des Firmsakraments möglich. Die Freiwilligkeit spielt dabei eine große Rolle. Wer aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen jetzt nicht zur Firmung gehen möchte, kann das nachholen. Entweder im kommenden Jahr oder in einer anderen Pfarrgemeinde, je nach Wunsch. Das wird auf jeden Fall respektiert.“

Für seine Predigt nimmt sich der Weihbischof ein Mikrofon, tritt vom Altarraum vor die Bänke und spricht die Jugendlichen direkt an. Er erklärt, dass es im Leben immer wieder Krisen geben wird – nicht nur wie nun die Corona-Pandemie, sondern auch Lebens- und Beziehungskrisen. Entscheidend sei, dass man aus diesen Krisen lernen und gestärkt hervorgehen kann. Auch Gott kenne die Krise, „er hat sich ihr ganz und gar ausgesetzt“, sagt Lohmann mit Bezug auf das Martyrium und den Kreuzestod Jesu. „Er ist aus dieser Krise als Sieger hervorgegangen“, betont er. In diesem Glauben würden die Menschen durch die Firmung bestärkt.

Nach dem Gottesdienst verlässt die Gemeinde, wieder mit Abstand, die Kirche durch den eigens gekennzeichneten Ausgang. Weihbischof Lohmann blickt auf die vergangenen Stunden zurück: „Ich habe bei den Firmungen gespürt und gemerkt, dass eine Firmung durchaus so möglich und gangbar ist und in schlichter und trotzdem feierlicher und gesammelter Form begangen werden kann.“ Sein Fazit: „Für mich kann ich sagen, dass eine Firmung so gut stattfinden kann. Dadurch, dass ich das eher bestärkend erlebt habe, werde ich zu den nächsten anstehenden Firmungen sicher entspannter fahren.“

Fotos (c) Bistum Münster / Christian Breuer


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