Ich bin ein 'weißer Mann', aber deshalb knie ich mich nicht nieder

2. Juli 2020 in Kommentar


Haben wir keine anderen Sorgen, als „Black Lives Matter“ zuliebe billige Betroffenheitsrituale zu zelebrieren? Ein Kommentar von Karl-Peter Schwarz


Wien (kath.net/Kairos.Blog)

Eine Kollektivschuld gibt es weder rechtlich noch moralisch. Dennoch werden „die Weißen“ kollektiv des Rassismus und seiner Verbrechen bezichtigt.

 

Aus Anlass des Todes des schwarzen Amerikaners George Floyd mahnte mich ein Freund: „Du bist ein weißer Mann wie ich, knie auch du dich einmal nieder, zeige ein wenig Pietät, wenigstens einmal.“ Auf Knien betet man zu Gott für die Seelen der Toten. Aber das hatte mein Freund nicht im Sinn. Er lud mich nicht ein, für Floyd zu beten, sondern er forderte zu einer politischen Geste auf, die Schuld des „weißen Mannes“ zu bekennen. Tut mir leid, dazu bin ich nicht bereit.

 

Es ist wohl kein Geheimnis, dass die USA die brutalsten Polizisten der westlichen Welt haben. Immer wieder sterben Amerikaner durch unverhältnismäßige Polizeigewalt. Der Anteil der schwarzen Opfer ist größer, was unter anderem auch damit zusammenhängt, dass die Kriminalitätsrate in der schwarzen Bevölkerung deutlich höher ist. Ob Derek Chauvin und die drei mutmaßlichen Mittäter – von denen einer afrikanische und ein anderer südostasiatische Vorfahren hat – aus Rassismus oder aus anderen Gründen getötet haben, wird ein Gericht untersuchen. Ihm obliegt das Urteil über die Schuld der Angeklagten.

 

Wie immer es ausfallen sollte, Floyds gewaltsamer Tod rechtfertigt nicht die Gewalttaten, die sich gegen das Leben und das Eigentum der Bürger richten. Der pensionierte schwarze Polizeioffizier David Dorn und viele andere wurden von Plünderern erschossen. Und mit diesem Mob soll man sich solidarisieren? Übrigens ist es schon sehr merkwürdig, dass der Tod Floyds Millionen Europäer zu Demonstrationen animiert, während es sie völlig gleichgültig lässt, dass in ihrer nahöstlichen und afrikanischen Nachbarschaft fast täglich Dutzende Menschen abgeschlachtet werden, weil sie Christen sind.

 

Ich war vier, als ich zum ersten Mal einen schwarzen US-Soldaten sah. Ich rubbelte an seiner Haut, um die Farbechtheit zu überprüfen, denn bei uns zu Hause verdunkelten die Menschen im Fasching ihre Identität mit Schuhpaste. Für die Afrika-Mission sammelten blecherne Negerlein, die nickten, wenn man einen Schilling einwarf. Wir dachten uns nichts dabei, wenn wir uns Negerbrot und Indianerkrapfen kauften, aber weitere rassistische Exzesse sind mir nicht in Erinnerung.  Und ich verspüre gar keine Neigung, mich für Verbrechen entschuldigen, die meine Vorfahren nicht begangen haben.

 

Rassismus war bis in die 1970er-Jahre kein Thema. Wien wandelte sich erst allmählich in eine Metropole, die Menschen aus der ganzen Welt anzog. Die Stadt erwachte aus dem Koma, sie wurde offener und bunter. Die Zuwanderer assimilierten sich zunächst bereitwillig. Aber je mehr kamen, desto geringer wurde die Bereitschaft zur Anpassung. Obwohl Ressentiments gegen Ausländer immer offener zu Tage traten und rassistische Züge annahmen, ignorierten Politiker und Journalisten besorgte Warnungen vor den negativen Folgen der multikulturellen Überforderung. Straftaten im Migrantenmilieu wurden übersehen, verschwiegen oder relativiert. Dieselben Leute stellen die Polizei und die Behörden jetzt unter den Generalverdacht des „strukturellen Rassismus“. Berlin hat in einem Antidiskriminierungsgesetz sogar die Beweisumkehr verankert. Wenn ein Verdächtiger einem Polizisten Rassismus vorwirft, muss der Polizist den Gegenbeweis antreten.

 

Indes prügeln sich in Wien türkische Rechtsextreme aus dem Arbeitermilieu mit linksextremen Sprösslingen des Bürgertums. In Stuttgart reagiert eine mit Stangen und Steinen gerüstete „Partyszene“ ihren Frust ab, indem sie Geschäfte plündert und auf Polizisten eindrischt.

 

Haben wir keine anderen Sorgen, als „Black Lives Matter“ zuliebe billige Betroffenheitsrituale zu zelebrieren? Das Gerede von der Schuld des „weißen Mannes“ lenkt nur von dem echten Problem ab, mit dem Österreicher und Deutsche konfrontiert sind, nämlich vom militanten Antisemitismus der alten und der neuen Nazis sowie der muslimischen Zuwanderer.

 

Hintergrundinformation: Karl-Peter Schwarz schreibt dazu auf Twitter: "Diese Glosse wurde von der "Presse" abgelehnt. Eine Begründung wurde mir bisher nicht mitgeteilt. Ich stelle daher meine Kolumne in der Zeitung ein, für die ich früher u.a. als stv. Chefredakteur und Prager Korrespondent gearbeitet habe."

 

In eigener Sache: Karl-Peter Schwarz ab sofort neuer Kolumnist bei kath.net! Wir freuen uns!

 

Foto: Blacklivesmatter-Aktivisten greifen in USA in St. Louis einen betenden Katholiken an!

 


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