16. Juli 2020 in Aktuelles
Frauen berichten davon, dass sie nach ihrer Detransition Anfeindungen aus Transgendergruppen erlitten haben, nachdem sie angefangen haben, Plattform Geschichten von anderen Menschen zu sammeln, die sich ebenfalls für die Rückkehr entschieden
Wien (kath.net/IEF) Das von der deutschen Feministin Alice Schwarzer gegründete und als Chefredakteurin betriebene feministische Magazin EMMA hat im Februar einen Artikel veröffentlicht, in dem über die persönliche Geschichte von drei jungen Frauen berichtet wird, die eine Zeit lang als Mann lebten und sich für eine Detransition, also eine Rückkehr zum eigenen Geschlecht, entschieden haben.
Übereilte Transaffirmation aus Angst vor Konversionstherapie
In dem Interview wurden die drei Frauen unter anderem zu ihrer individuellen Hintergrundgeschichte und dem Weg zur Diagnose „Genderdysphorie“ befragt. Bei allen lässt sich als Gemeinsamkeit erkennen, dass sie Probleme mit den Zuschreibungen von geschlechtstypischen Attributen und Verhaltensweisen hatten. Durch diese Probleme sind sie an Ärzte geraten, die ohne großes Nach- oder Hinterfragen die Diagnose Genderdysphorie bestätigten.
Als großes Problem sehen die Frauen den Umstand, dass viele Therapeuten mit einem affirmativen Zugang arbeiten, d.h. davon ausgehen, dass ein Transitionswunsch zu bestätigen ist und schnell vom Vorliegen der Diagnose Genderdysphorie ausgegangen wird. Dadurch, dass die Therapeuten die Patienten nicht in Frage stellten, gehe der Sinn der therapeutischen Gespräche verloren. Als Grund für dieses Problem nennt eine der Frauen die Tatsache, dass ein Hinterfragen einer Transidentität oft schon als Transphobie ausgelegt und nicht vollständig transaffirmative Ansätze oft als „Konversionstherapie“ diffamiert werden. Dieser Druck könne sich durch das Verbot von Konversionstherapien in Deutschland nun noch verstärken.
Schnelle Diagnosen und keine Aufklärung über die weitreichenden Folgen
In dem Interview berichtet eine der jungen Frauen davon, dass in ihrem Fall die (Fehl-)Diagnose Genderdysphorie vom Arzt bereits nach 30 Minuten Gespräch vom Arzt gestellt worden sei und mit einer Behandlung begonnen wurde. Auch für weitere Behandlungsschritte wurde die eigentlich angebrachte Gründlichkeit nicht eingehalten. So wurden beispielsweise alte Gutachten anerkannt, statt – wie erforderlich – weitere erstellt. Gleiche Praktiken sind schon aus der Londoner Travistock Klinik bekannt, über deren Arbeit mit Jugendlichen und Kindern nun der High Court entscheiden muss (das IEF hat berichtet).
Über die weitreichenden Folgen der gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung sowie der im Anschluss erfolgten geschlechtsangleichenden Operationen sei zudem zu wenig bzw. gar nicht aufgeklärt worden, berichten die Frauen weiter. Bedenken, dass die Hormoneinnahme das Krebsrisiko stark erhöhe, wurden nicht besprochen oder von den Ärzten einfach abgetan. Nach einer vollständigen operativen Geschlechtsangleichung sei die Einnahme von Hormonen jedoch für den Rest des Lebens erforderlich, da der Körper selbst keine Sexualhormone mehr produzieren könne.
Kritische Stimmen zu Transsexualität führen zu wüsten Beschimpfungen
Die Frauen berichten darüber hinaus davon, dass sie nach ihrer Detransition Anfeindungen aus Transgendergruppen erlitten haben, nachdem sie angefangen haben, auf einer Plattform Geschichten von anderen Menschen zu sammeln, die sich für eine Detransition entschieden haben. Unter anderem wurden sie dort als „TERFs“ (Trans Exclusive Radical Feminists) bezeichnet, obwohl auf der Plattform nur Geschichten ohne Wertung gepostet werden.
Mit der gleichen Bezeichnung wurde auch unlängst die britische Autorin J.K. Rowling beschimpft, die sich nach einem Tweet und einem längeren Statement zu Frauenrechten in Abgrenzung zu Transrechten harscher Kritik und wüsten Anfeindungen ausgesetzt sah.
Kalifornien verbietet Reisen nach Idaho
Mit welch harten Bandagen in der Diskussion um die Rechte von Transsexuellen gekämpft wird, zeigen zwei aktuelle Beispiele aus den Vereinigten Staaten:
Zum einen hat der Bundesstaat Kalifornien es Staatsbediensteten verboten, öffentlich geförderte Reisen in den Bundesstaat Idaho zu unternehmen, nachdem in diesem US Bundesstaat zwei Gesetze in Kraft getreten sind, die Einfluss auf das Leben von transsexuellen Personen haben (das IEF hat berichtet). Wie der Generalstaatsanwalt von Kalifornien in einer Erklärung mitteilte, bewerte man die Bestimmungen in Idaho als diskriminierend, sodass die Assembly Bill 1887 in Kraft tritt. Das 2016 beschlossene Gesetzt regelt das Verbot von staatlich geförderten Reisen in Bundestaaten, deren Gesetze die Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung oder Genderidentität ermöglichen oder unterstützen. Idaho ist der zwölfte Bundestaat der USA, der von den Beschränkungen betroffen ist.
Amazon verbietet Werbung für ein transgenderkritisches Buch
Zum anderen hat das Onlineverkaufsportal Amazon verboten, dass auf der Website des Unternehmens Werbung für ein Buch geschaltet wird, das sich kritisch mit dem Thema Transsexualität auseinandersetzt. In einem Artikel berichtet der Verlag darüber, dass die Werbekampagne nicht geschaltet wurde, da laut Amazon der Verdacht bestehe, dass in dem Buch Informationen enthalten seien, die beanspruchten „sexuelle Orientierung zu diagnostizieren, zu behandeln oder in Frage zu stellen“.
Amazon gehört schon seit längerem zu einer Gruppe von Unternehmen, die sich für die Rechte von Transpersonen einsetzen. Das Unternehmen war eines der wichtigsten Proponenten eines offenen Briefes, die US-Bundesstaaten drohten, welche sich gegenüber der derzeit gepushten Rechtsentwicklung im Zusammenhang mit Transgender kritisch zeigten. (MM)
Hintergrund: Das Institut für Ehe und Familie (IEF) in der Selbstdarstellung – „Das IEF leistet relevante Beiträge für die Familienpastoral in Österreich durch das Erstellen von familienpastoralen Konzepten, durch die Vernetzung mit diözesanen und überdiözesanen Einrichtungen sowie über die Familienkommission der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Familienkommission der Österreichischen Bischofskonferenz ist ein Beratungsgremium für den Familienbischof. Der Direktor des Institut für Ehe und Familie übt die Geschäftsführung der Familienkommission aus.“
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