28. Juli 2020 in Weltkirche
Islamexperten: Aber diese frühere Moschee wurde an der Stelle einer westgotischen Kirche errichtet, welche die muslimischen Eroberer zerstört hatten
Cordoba (kath.net)
Einige Tage, nachdem die Türkei die Umwandlung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee angeordnet hatte, fordert nun der Sultan von Schardscha - der drittgrößten und drittbevölkerungsreichsten Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten - die Umwandlung der katholischen Kathedrale von Cordoba in eine Moschee. Das berichtet ChurchMilitant.com.
Die Hagia Sophia, gebaut im sechsten Jahrhundert, war die bedeutendste Kirche der Christenheit, bis sie nach der Eroberung Konstantinopels durch türkische Osmanen im 15. Jahrhundert zur Moschee wurde; der türkische Staatsgründer Kemal Atatürk machte sie 1935 zu einem Museum.
Scheich Sultan bin Muhammad Al-Qasimi, Souverän eines der sieben Emirate, die die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bilden, sagte gegenüber Sharjah News, dass die Kathedrale von Cordoba in der spanischen Region Andalusien „ein Geschenk“ an Christen sei, „die es nicht verdienen“. „Sie gehört ihnen nicht", da die Kathedrale „den Muslimen gehört“, betonte Scheich Sultan III. in einem Interview am 16. Juli. Der Herrscher forderte darin „die Rückgabe der Moschee von Cordoba, die der Kirche gewährt wurde“. Die Stadtverwaltung habe damals die Moschee der Kirche geschenkt.
In der Zeitung El Día de Córdoba hieß es, dass die Kathedrale von Cordoba „bei mehreren Gelegenheiten benutzt worden sei, um die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu rechtfertigen“, und zwar sowohl von hohen türkischen Verantwortlichen als auch von muslimischen Historikern und Theologen.
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavusoglu sagte gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender TRT: „Die Cordoba-Moschee in Spanien, die im achten Jahrhundert als Moschee gebaut wurde, wurde im 13. Jahrhundert in eine Kirche umgewandelt. Wird sie heute als Kirche genutzt? Ja. Steht sie auf der Liste des Weltkulturerbes? Ja.“ Die türkische Historikerin Lütfi Seyban wies darauf hin, dass Muslime in der Kathedrale von Cordoba keine Gebete abhalten können.
Dazu sagt der US-amerikanische Religionswissenschaftler und Islamexperte Robert Spencer: „Versuche, eine Äquivalenz zwischen der Hagia Sophia und der Kathedrale von Córdoba herzustellen, beruhen auf Unkenntnis der Geschichte. Die Kathedrale von Cordoba war tatsächlich einmal eine Moschee. Aber diese Moschee wurde ursprünglich an der Stelle einer westgotischen Kirche errichtet, welche die einfallenden Muslime zerstörten“, erklärte Spencer.
„Wenn wir zur ursprünglichen Nutzung beider Grundflächen zurückkehren wollen, dann sollten sowohl die Hagia Sophia als auch die Kathedrale von Cordoba Kathedralen sein. Aber es gibt ein altes islamisches Sprichwort: ‚Der Islam muss dominieren und darf nicht dominiert werden‘, und das ist es, was wir hier am Werk sehen. Was den Scheich von Schardscha betrifft, so sollte jedes Gebäude, das einmal eine Moschee war, immer eine Moschee sein, da der Islam ständig wachsen und sich ständig ausdehnen muss (daher seine Affinität zur Farbe Grün, der Farbe des Frühlings und des Wachstums)“, bekräftigte der islamkritische Historiker und Autor von „Die Geschichte des Dschihad: Von Mohammed bis ISIS.“
Empörung und Ablehnung in Spanien
In Spanien gab es empörte Reaktionen über den muslimischen Anspruch auf den Besitz der Kathedrale von Cordoba. „Nachdem sie die Hagia Sophia in eine Moschee verwandelt haben, gehen sie jetzt zur Kathedrale von Córdoba. Verteidigen wir unsere Kultur und unsere Symbole gegen diejenigen, die ihnen ein Ende bereiten wollen", twitterte die konservative politische Partei Vox España.
Vox España hat sich auch dafür eingesetzt, dass das Monument als „Kathedrale“ und nicht als „Moschee-Kathedrale“ (Mezquita-Catedral) bezeichnet wird, wie die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale offiziell international genannt wird.
Im Jahr 2010 lehnte Bischof Demetrio Fernández von Córdoba den Vorschlag ab, die Kathedrale mit den Muslimen zu teilen, um dort muslimische Gebete abzuhalten. Fernández erkannte in diesem Vorschlag einen „Euphemismus, der bedeutet: Katholiken, raus hier!“ „Daher lautet die Antwort auf die Frage nach der gemeinsamen Nutzung der Kathedrale: Nein, wir gehen nicht, denn die katholische Kirche befand sich 16 Jahrhunderte lang in diesem Raum, während die Muslime nur viereinhalb Jahrhunderte hier waren", erklärte der Bischof.
Geschichte der Kathedrale
Der Historiker Darío Fernández-Morera beschreibt in seinem Aufsehen erregenden Buch Der Mythos des andalusischen Paradieses: Muslime, Christen und Juden unter islamischer Herrschaft im mittelalterlichen Spanien, wie „im angeblich toleranten muslimischen Córdoba“ der muslimische König „Abd al-Rahman I. die herrschaftliche christliche Basilika des Heiligen Vinzenz abreißen ließ, um darauf seine Moschee zu errichten“. Die Vinzenz-Basilika war 784 n. Chr. an der Stelle der heutigen Kathedrale von Cordoba gebaut worden.
Fernández-Morera weist die wiederholte Behauptung vieler Gelehrter in aller Welt zurück, dass „die Muslime zunächst die Kirche des Heiligen Vinzenz sowie andere christliche Heiligtümer ‚geteilt hätten‘. Archäologische Forschungen liefern keine Beweise für ein ‚Teilen‘“, betont Fernández-Morera. Außerdem „würden strenge Muslime nicht inmitten von Ikonen und Statuen beten, die sie für Götzen hielten, oder vor dem Kreuz, das sie für blasphemisch hielten“.
„In einer Weise, die typisch für die akademische Herangehensweise an das muslimische Spanien ist, vermeidet es die Website der Universität Córdoba sorgfältig, die Zerstörung der katholischen Kirche durch Abd al-Rahman zu erwähnen“, beklagt Fernández-Morera.
„Das Abbrennen christlicher Kirchen und die Plünderung ihrer Schätze spielten eine wichtige Rolle in der Schock- und Scheutaktik der Eroberer. Diese Zerstörung trug dazu bei, den christlichen Widerstand zu demoralisieren“, schreibt Fernández-Morera.
Nach Muhammad ibn al-Razi (887-955), einem der frühesten muslimischen Historiker der islamischen Eroberung, zerstörte der umayyadische Herrscher Abd al-Rahman I. die Kirche des Heiligen Vinzenz und andere Heiligtümer und Reliquien der christlichen „Polytheisten“.
König Ferdinand III. eroberte Spanien von den muslimischen Invasoren zurück und verwandelte die Moschee 1236 wieder in eine katholische Kirche.
Klare Haltung des Vatikan
Im Jahr 2004 lehnte der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog eine Bitte von Muslimen ab, in der Kathedrale von Córdoba islamische Gebete abhalten zu dürfen. Der Rat wollte nicht in die Zuständigkeit der spanischen Bischöfe eingreifen, die nicht bereit waren, muslimische Gebete in der Kathedrale zuzulassen.
Im Jahr 2006 baten spanische Muslime Papst Benedikt XVI. persönlich schriftlich um dieselbe Erlaubnis. „Wir laden Sie ein, ein neues Beispiel zu schaffen, eine Botschaft der Hoffnung an die Welt zu senden“, warb der Brief, der auf der spanischen muslimischen Website Webislam veröffentlicht wurde, und argumentierte, die Umwandlung der Kathedrale in eine Moschee würde einen „einzigartigen ökumenischen Raum“ schaffen.
„Fürchtet euch nicht. Gemeinsam können wir den Gewalttätigen, den Intoleranten, den Antisemiten, den Islamophoben und auch denen, die glauben, dass nur der Islam das Recht hat, in der Welt zu bleiben, zeigen, dass das Gebet die stärkste Waffe ist, die man sich vorstellen kann“, hieß es in dem Brief. Papst Benedikt XVI. antwortete nicht darauf.
„Viele Muslime (darunter Osama bin Laden) haben ein Recht auf Rückkehr und Herrschaft in al-Andalus beansprucht, das sie - wie Palästina, den gesamten Nahen Osten und andere einst vom Islam eroberte Gebiete der Welt - als unveräußerliches ‚islamisches Erbe‘ (Waqf) betrachten“, warnt Fernández-Morera.
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