31. Oktober 2020 in Buchtipp
Leseprobe 5 aus dem neuen Buch von Gabriele Kuby: Die verlassene Generation
Linz (kath.net)
Die Kinderkrippe – Sozialismus 2.0
Im Juni 2019 veröffentlichte UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, eine Rangliste der „Kinderfreundlichkeit“ der 31 reichsten Länder. Die Kriterien für Kinderfreundlichkeit sind: Dauer der Elternzeit bei vollem Gehalt und bezahlbare Kinderbetreuung „von der Geburt bis zur Einschulung“.
Bis zur global orchestrierten Krippenoffensive der Politik galt kollektive Fremdbetreuung von Kleinkindern unter drei Jahren in westlichen Ländern als ein kommunistischer Irrweg zur Schaffung des sozialistischen Menschen. Dieser sollte sich widerstandslos ins Kollektiv einordnen und so zum Träger der kommunistischen Revolution werden. Bindung an die Familie war dafür das größte Hindernis. Bereits im Kommunistischen Manifest von 1848 wurde die Zerstörung der Familie als Bedingung für die Schaffung der klassenlosen Gesellschaft propagiert. Die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess und die möglichst frühe staatliche Kollektivierung der Kinder war der Schlüssel für die Verwirklichung des sozialistischen Utopias.
Hundertfünfzig Jahre später haben die westlichen Länder nachgezogen. Das Vokabular hat sich verändert. Es geht nicht mehr um die „klassenlose Gesellschaft“ des totalitären Arbeiterstaates, sondern um die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, um „frühkindliche Bildung“, um „Chancengleichheit“.
Durch kollektive Fremdbetreuung kleiner Kinder entsteht nicht Chancengleichheit, vielmehr eine existenzielle Chancenungleichheit zwischen Kindern, die in familiärer Geborgenheit und liebevoller Fürsorge bei Mutter und Vater aufwachsen, und jenen, die ihre Mutter bereits als Kleinkind entbehren müssen.
KLEINE KINDER BRAUCHEN BINDUNG, NICHT BILDUNG!
Kleine Kinder bekommen nicht, was sie brauchen, wenn sie unter drei Jahren in kollektive Fremdbetreuung gegeben werden. Ihr Urvertrauen bekommt einen Knacks. Wie tief und wie groß der Knacks sein wird, hängt von vielen Faktoren ab, auch von der „Resilienz“ des Kindes. Sicher ist, dass kein Kind zwischen null und drei Jahren von sich aus die Mutter verlassen und durch fremde Erzieherinnen und eine Gruppe gleichaltriger fremder Kinder ersetzen würde, wenn es gefragt würde. Aber es wird nicht gefragt und es kann nicht für seine existenziellen Bedürfnisse eintreten. Es kann nur weinen, schreien, nicht schlafen, nicht essen, nicht spielen, schlagen, beißen, apathisch werden, mit traurigen leeren Augen vor sich hinschauen und krank werden.
Aus Kindern werden Leute. Womit wird der Jugendliche das seelische Loch füllen, wenn er in die Pubertät kommt? Die Welt bietet ihm Alkohol, Drogen, Computerspiele, Internet, Handy und Sex an. Wird er stark genug sein, sich davon nicht verführen zu lassen und sich eigene Ziele setzen können? Wie wird er sich als Erwachsener verhalten? Wird ihn ein tiefes Gefühl innerer Schwäche und Entbehrung in politische Radikalisierung treiben? Wird er sich in der Ehe binden wollen und können und ein guter Vater oder eine gute Mutter werden?
Und auch dies ist zu bedenken: Eltern werden alt. Dann sind sie die Bedürftigen, die nun selbst liebevolle Zuwendung brauchen. Jetzt ist es an den Kindern, Opfer zu bringen, um die Einsamkeit, Krankheit oder Demenz ihrer alten Eltern zu lindern. Warum sollten sie das tun, wenn das Liebesband in der frühen Kindheit zerrissen wurde? Werden sie das Fremden überlassen, die wie die Krippenbetreuerinnen vom Staat bezahlt werden?
kath.net Buchtipp
Die verlassene Generation
Von Gabriele Kuby
fe-Medienverlag 2020
ISBN: 9783863572761
368 Seiten, Paperback
Preis: Euro 18,30
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