3. April 2022 in Buchtipp
Gespräche mit Gott. Leseprobe 2 aus dem neuen Buch von Karl-Heinz Fleckenstein
Linz (kath.net)
Leseprobe 2
ALS VATER GEBE ICH DIR MEIN REICH
„Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben (Lk 12,32).
Himmlischer Vater,
diese Worte wendet dein Sohn Jesus an alle, die ihm nachfolgen. Auch ich möchte dazu gehören. Wir sind die kleine Herde inmitten einer feindlichen Welt. Eine kleine, unansehnliche, geschmähte und verfolgte Gemeinschaft. Eine Minderheit innerhalb einer anders denkenden Mehrheit. Nur noch eine winzige Zahl findet sich am Sonntag zum Gottesdienst zusammen. Vielleicht vier oder sechs Personen, wenn es überhaupt die staatlichen Verordnungen gegen die Corona-Pandemie erlauben. Im Maßstab der Erde sind wir Christen eine kleine Schar.
Halte dir eines stets vor Augen: Dein Glaube an mich als den liebenden Vater stammt nicht von Menschen. Er ist von mir gegeben. Meine Herde ist zwar noch klein, aber es soll nicht so bleiben. Sie soll die gesamte Menschheit umfassen. Mein Sohn ist nicht Mensch geworden, damit Millionen und Abermillionen ihn nicht kennen, seine Stimme nicht hören, ihm fremd bleiben. Nein, als der auferstandene Herr befiehlt er: „Geht hin in alle Welt und kündet das Evangelium allen Geschöpfen. Ohne Ausnahme.“
Aber die Kirche in Europa schrumpft. Eine kleine Herde, die immer kleiner wird. Die Christenheit ist müde geworden. Die christlichen Familien sind klein. Kinderreiche Familien sind selten. Die Zahl der Särge ist größer als die der Wiegen. Hundertausende geben die religiöse Praxis auf, verlassen ihre Gemeinde, trennen sich von der Kirche. Eine kleine Herde, die immer kleiner wird. Das ist die Wirklichkeit.
Die Gründe für die Kirchenaustritte sind nicht stichhaltig. Die mir den Rücken kehren, berufen sich zumeist auf Schwächen und Versagen von Kirchengliedern, Priestern und Bischöfen. Ich möchte keinesfalls die Pflichtvergessenheit und Verfehlungen vertuschen. Aber ich sage dir in aller Klarheit: Man kann sich nicht an mir rächen wollen, was Menschen anderen antun. Man darf nicht Christus entgelten lassen, was seine Jünger zu verantworten haben. Die Flucht aus der Kirche bringt nichts hervor. „Fürchte dich nicht, du kleine Herde“, möchte ich nochmals wiederholen. Die wahren Jünger sind heute nicht zahlreich. Obwohl viele getauft und gefirmt sind. In die Nachfolge meines Sohnes sind aber alle berufen. Aber nicht alle folgen ihm nach. Jesus hat zwar viele Jünger, die im himmlischen Reich mit ihm herrschen möchten, aber zu wenige, die sein Kreuz auf Erden tragen wollen. Viele, die mit ihm essen und trinken möchten, aber wenige, die mit ihm fasten wollen. Viele, die mit ihm Freude haben wollen, aber wenige, die für ihn zu leiden bereit sind.
Die „kleine Herde“ ist heute zum Schlagwort in der Kirche geworden. An vielen Orten in Europa können Kirchen nicht mehr unterhalten werden. Sie müssen schließen, werden umfunktioniert in öffentliche Vergnügungs-Lokale oder abgerissen.
Wenn ihr als Kirche auch heute in Europa eine „kleine Herde“ seid, dann sollt ihr euch nicht zurückziehen oder euch in den Sessel fallen lassen, und die Schäfchen, die ihr noch habt, ins Trockene bringen. Selbst wenn die Herde klein ist, dürft ihr euch nicht um den wärmenden Ofen scharen. Ihr müsst raus aus dem Stall und Kontakt suchen. Je kleiner die Herde, um so weniger darf sie sich in ein Getto zurück ziehen. Um so offener muss sie nach außen treten, um so mutiger muss sie sich zum Glauben bekennen. Es nutzt nichts, euch als immer kleiner werdende Herde zu verkriechen. Pessimismus und Schwarzmalerei war nie fruchtbringend. „Fürchte dich nicht du kleine Herde“, wiederhole ich noch einmal. Darum bildet Gruppen, in denen ihr euch gegenseitig im Glauben stärkt, um dann als Missionare auch die Menschen durch eurer Glaubensbeispiel zu überzeugen.
kath.net Buchtipp
Meine Liebe ist ansteckender als jede Pandemie. Gespräche mit Gott
Von Karl-Heinz Fleckenstein
100 Seiten, Taschenbuch
Romeon-Verlag 2022
ISBN: 9783962293499
Preis: Euro 11,30
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