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Was für eine Gnade! Der Todestag von Papst Benedikt XVI.

6. Jänner 2023 in Kommentar, 27 Lesermeinungen
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Seine Predigten waren theologisch bestechend und biblisch eindeutig. Und sie waren geradezu schlicht in seinem geradezu kindlichen Vertrauen auf Jesus Christus - Gedanken des Lutheraners Peter Hahne


Berlin (kath.net)

Was für eine Gnade! Der Todestag von Papst Benedikt XVI.  An Silvester zu sterben heißt in unserer schnelllebigen Medienwelt: die Jahresrückblicke sind längst geschrieben und versendet. Und für die des Jahres 2023 spielt er keine Rolle mehr. Die linke Häme bleibt ihm erspart. Man kann sich nicht mehr an ihm abarbeiten in einem Atemzug mit Ströbele, Wedel, Merseburger oder Hardy Krüger. Ja, Gott sitzt im Regimente. Und man lese die Geschichte von Papst Sylvester, dem Namenspatron seines Todestages. 

Dennoch: Der SPIEGEL brauchte natürlich die Doppeldeutigkeit. Kaum hatte Benedikt die Augen für immer geschlossen, trumpfte das von überführten Lügnern gespickte Blatt mit der Eilmeldung auf: „Das theologische Wunderkind vor seinem endgültigen Richter.“ Recht haben die Hamburger Hetzer. Beides stimmt. Obwohl natürlich anders gemeint. Dieser Mann war einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts. Und er steht nun vor dem ewigen Richter. Aber, liebe Kollegen: auch ihr werdet einmal dort stehen. Auch ich. Wir alle. Wie mir der Katholik Hans-Jochen Vogel, erst im Alter zum lebendigen Glauben an Jesus Christus bekehrter früherer SPD-Vorsitzender, in seinem letzten längeren Interview zum Schluß sagte: „Junger Mann, wissen Sie, was das wichtigste und sicherste Datum der Zukunft ist? Das Jüngste Gericht. Dass wir alle einmal vor dem Richterstuhl Gottes stehen.“

Ratzingers Wunsch war es, wie Kardinal Meisner einmal öffentlich sagte, mich doch eines Tages in die katholische Kirche aufnehmen zu können. So wie Christa Meves oder meinen Nachfolger im ZDF, den späteren Regierungssprecher Steffen Seibert. Unvergessen, wie mir Erzbischof Georg Gänswein laut und vor Zeugen zurief, als er mir in den Weiten der vatikanischen Flure entgegenkam. „Herr Hahne, sind Sie etwa immer noch evangelisch?“ Ja, ich bin Bekenntnis-ökumenisch, so wie es Josef Ratzinger zeit seines Lebens war: er sammelte auch lutherische Evangelikale um sich, hatte keine Berührungsängste. Bei ihm zählten theologische Schärfe und Christus-Treue. 

Daher auch seine Verachtung der Göring-Eckart- und Bedfort-EKD. Als er dem Protestantismus das Kirche-Sein absprach, dachte er an seine Heimat. Er lachte nur darüber, wie sich deutsche evangelische Ober-Klerikale mit gemeinsamen Fotos nach ihrem Vatikan-Besuch dicke taten. Ich erzählte ihm zur Belustigung, wie einer seiner schärfsten Kritiker im Rat der EKD dort sogar ein Fotoalbum herumgehen ließ. Für ihn war es der größte Schmerz, dass der deutsche Katholizismus den suizidalen Weg der EKD eingeschlagen hat. 


Als er in die Herrlichkeit Gottes einging, schaute ich gerade völlig „zufällig“ die Weihnachtsfeier der theologischen Universität Heiligenkreuz, die er, wie ich von ihm selbst weiß, mit seinem Privatvermögen (Bücher in hoher Auflage) unterstützte. Ein reines Jesus-Zeugnis, so wie auch Ratzingers Jesus-Bücher „lutherischer“ sind als fast alles, was aus diesem dem Zeitgeist ergebenen Kreis heute erscheint. 

Eine der erfolgreichsten Verlagsbuchhändlerinnen hatte mich per Mail auf ein evangelikales Lied aufmerksam gemacht. Als es zuende war, kam auf YouTube diese Feier. Übrigens auch ein Jesus-Zeugnis vom Feinsten. Er hätte sich gefreut. Ja, Zufall ist ein Pseudonym Gottes. 

Papst Benedikt, dem ich auch privat begegnet bin, war nicht nur über Jahrzehnte mein Zuschauer (übrigens auch der polnische Papst Johannes Paul II. sah die „heute“-Nachrichten) , er war auch mein Leser. „Der intelligenteste Leser, den ich habe,“ sage ich immer gern. Und eben jener SPIEGEL meinte einmal fassungslos über die Verkaufszahlen meiner Bücher verlautbaren zu müssen (jetzt wieder Platz 5 der am meisten verbreiteten deutschsprachigen Bücher 2022): „Die Leute lesen Hahne, weil sie Ratzinger nicht verstehen.“

Als was bleibt er mir in Erinnerung? Die drei Reden während seines unvergessenen Deutschland-Besuches 2011 waren politisch und kirchenhistorisch reinster Sprengstoff. Seine Gegner rieben sich verzweifelt daran. Bewußte Missdeutungen aus den eigenen Reihen. Und die geistig-geistlich unterbelichtete „Elite“ unter unseren Theologen und Politikern lief Amok. Das beste Zeichen, dass er Volltreffer gelandet hat.  

Im Bundestag sprach er über die Weisheit Salomos. Ich hörte auf der Pressetribüne atemlos zu. Unvergessen der Seitenhieb auf die „Grünen“, die den Plenarsaal größten Teils verlassen hatten, zu dumm für solches Niveau: „Schade, dass ausgerechnet Sie das jetzt nicht hören können.“ Es war die Passage über den Schutz der Schöpfung Gottes, von Atheisten Umwelt genannt. Er zitierte Augistinus: „Nimm das  (von Gott gesetzte) Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“ Was für ein prophetisches Wort! Es brauchte nur wenige Jahre….

Dann die Regensburger Rede über die Gefahr des Islams. Heute wissen wir aus Erfahrungen im eigenen Land: Er hat untertrieben. Und dann Freiburg! Die Meute heulte auf und die verhinderten Zeitgeist-Politiker auf den Bischofsstühlen verbreiteten: Er will die Kirche in ein frommes Eckchen verbannen. Das Gegenteil war der Fall. „Entweltlichung“ meinte er wie Bonhoeffer: Keine Verschmelzung mit der Welt (Jesus und Paulus lassen grüßen), immer unabhängig bleiben vom herrschenden Zeitgeist, sich nie blenden lassen vom  Beifall der Welt. 

Und vor allem: finanziell unabhängig bleiben als „arme Kirche.“ Wie man weiß, war er ein entschiedener Gegner der Kirchensteuer. In einem spektakulären Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“ sagte sein Privatsekretär Gänswein, und aus ihm sprach O-Ton Benedikt, wie ich weiß: „Geld erstickt den Glauben und behindert die Evangelisation und die alleinige Abhängigkeit von Jesus.“

Seine Predigten waren theologisch bestechend und biblisch eindeutig. Und sie waren geradezu schlicht in seinem geradezu kindlichen Vertrauen auf Jesus Christus. Er verband Einfachheit und Tiefe wie kaum ein Papst oder Gelehrter zuvor. Seine Jesus-Trilogie kann jeder lutherische Pietist unterschreiben. Wer sie „anonym“ liest, glaubt die alten Glaubensväter zu hören. Großartig und Christus-zentral. Ohne jede Anbiederung oder Anleihen an die herrschende Mode. Er gab dem ganzen Zeitgeist-Allotria sogenannter Theologen auf Kanzeln und Lehrstühlen auf bestechende, feine, hoch intellektuelle  und unpolemische Art schärfstes Kontra. So wie ich ihn bei Vorlesungen in Tübingen erlebt habe. 

Die Disputation Ratzingers mit dem Kopf der 68er-Philosophie Jürgen Habermas 2004 ist ein intellektuelles Highlight. „Religion und Vernunft“ war das Thema, nicht Queer und Regenbogen, nicht Klima oder Corona. Was für ein Niveau! Die beiden Hoch-Intellektuellen schenkten sich nichts. Am Ende war es der Marxist, der klein beigeben mußte: „Sie als Christen verfügen über Ressourcen, die sonst niemand zu bieten hat.“ 

Umso schlimmer, wie diese „Ressourcen“ heute von den Großkirchen als Billigware verschleudert werden. Die letzten drei Jahre waren wie ein Lackmus-Test: trotzen wir einer Ansteckunskrankheit mit unserem Hoffnungsglauben, wie zu Zeiten von Lepra (Papst Sylvester!), Pest oder Cholera. Oder werden wir zur Angstreligion. Die überwiegende Mehrheit hat sich für letzteres entschieden. 

Beschämend, wie man auf seinem Deutschlandbesuch 2011 mit ihm umging. Ja, Jesus Christus hatte recht: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Die Herrschenden in der Staatsspitze behelligten ihn öffentlich(!) mit ihren Privatproblemen. Peinlich! Er solle Geschiedene doch bitte anders behandeln, konfessionsverschiedene Ehen und den „Nazi“-Bischof Williams. Alles CDU-Leute! Man konnte sich nur noch schämen. Und wetten, dass eine CDU/CSU-geführte Regierung ihm (auch) die letzte Ehre einer würdigen Feier im Bundestag verwehrt hätte…. Dort darf man nur noch auftreten mit olivgrüner Kriegs-Mode oder als bunte Dragqueen. 

Unvergessen auch, wie sich CSU-Chef Söder werbewirksam an ihn ranwanzte, als er privat und von Krankheit gezeichnet seinen Bruder Georg am Sterbebett in Regensburg besuchte. Aber es gab auch echte Fans. Als ich kurz nach der Ernennung Ratzingers zum Papst in Altötting eine Rede vor Jungunternehmern aus ganz Bayern hielt, fragte man mich: „Mit was können wir Ihnen denn eine Freude machen in der Zeit zwischen Landung in München und dem Vortag?“ Meine Antwort: „Einen Besuch im nahen Marktl am Inn ins Geburtshaus dieses großen frommen Intellektuellen.“  Da war ich schon vor meiner Ansprache der „Redner der Herzen“ beim Publikum.  

Die Zeiten ändern sich in Lichtgeschwindigkeit. Nach Königin Elisabeth II. im politischen Bereich ist nun auch das allerletzte Stück Beständigkeit und Konservatismus verstorben: Benedikt XVI. Er ist nicht (nur) aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, wie ich weiß. Es darf also weiter spekuliert werden. Was solls! Er steht nun vor seinem „endgültigen Richter“ (SPIEGEL). Wie einst wir alle, Leser und Autor. Und dann kann man nur wünschen: Gnade uns Gott! 

 

Peter Hahne (70), Ex-ZDF-Moderator, Bestsellerautor und 18 Jahre Mitglied des Rates der EKD.  In seinen Bestsellern zitiert Peter hahne immer wieder Papst Benedikt 

 

 

 

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